0 Erklär mir mal… Schmerzort ist nicht gleich Schmerzursache
- bei Physiomarblogger
- 15-01-2021
In der Therapie kommt man nicht selten an den Punkt wo man dem Patienten erklären sollte wie der Körper in seiner Gänze Stabilität erzeugt. Das kann er natürlich statisch tun, aber eben auch dynamisch. Dafür braucht er potente Muskelketten.
Schmetterlingseffekt auf See
Stellen Sie sich an dieser Stelle ein Segelschiff vor. Das Segel ist mit vielen Seilen am Mast und Schiffsrumpf befestigt. Reißt nun ein Riemen kann das Schiff zwar immer noch segeln, allerdings steigt der Druck auf die benachbarten Riemen. Eine ganze Weile können diese Riemen die zusätzliche Belastung aushalten, bis ein Sturm heraufzieht. Die Belastung auf die Riemen, die normalerweise schön gleichmäßig verteilt werden würde, ist nun für die beiden Riemen zu stark und sie geben nach. Dann sind drei Riemen gerissen und das Segel flattert schon ein wenig unkontrolliert herum. Das Schiff wird sich in der Folge nicht mehr ganz so flott durch das Wasser bewegen können. Kommt der nächste Sturm geben möglichweise auch die restlichen Riemen auf und das Segel hängt lediglich noch an den Seilen. Ein starker Seemann wird das Segel ein paar Minuten halten können, mit guter Rollentechnik vielleicht noch länger, aber irgendwann braucht er Unterstützung eines Kollegen. Dieser Kollege kann dann, während er dem überforderten Seemann hilft, seine ursprüngliche Aufgabe nicht mehr ausführen. Wäre er eigentlich Steuermann, fährt das Boot dann ziellos umher. Auf jeden Fall wäre die gesamte Mannschaft irgendwann komplett überfordert, weil ständig irgendwer irgendwo aushelfen muss. Das Geschrei ist groß.
Riemen, Seile und Segel = Bindegebewebe, Muskeln und Knochen
Das passiert im menschlichen Körper genauso. Kann eine Struktur nicht mehr genug Halt geben, dann müssen Muskeln unterstützen, die eigentlich für etwas anderes gebraucht werden würden. Das wird dann in der Folge nicht mehr funktionieren.
Leider wird man erst bei Schmerz aktiv
Das Ganze funktioniert „leider“ unbewusst. Der Körper regelt diese Prozesse ganz von selbst und erklärt nicht warum er das gerade tut. Man merkt dann irgendwann nur, dass man gewisse Bewegungen nicht mehr ausführen kann. Wenn man der Ursache dann nicht auf den Grund geht, ist der Körper irgendwann überfordert. Die Folge dieser Überforderung ist Schmerz. Dann ist das Geschrei groß und wer am lautesten schreit ist selten derjenige der das Problem verursacht hat, sondern in der Regel der der das Ganze Chaos ausbaden darf. Deshalb ist ihr Problem manchmal gar nicht dort wo sie ihren Schmerz spüren, sofern es sich über längere Zeit entwickelt hat. Stoßen Sie sich allerdings ihren kleinen Zeh, dann ist der Schmerz in der Regel auch genau dort und dort auch genau richtig.
SL
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